Aktuelles von der FBG Celler Land

Waldholz ist und bleibt erneuerbar

Mit einer weiteren Novellierung der Erneuerbaren Energien Richtlinie (RED III) droht die Wertung von Waldholz als „erneuerbare Energie“ durch die EU in Zukunft abgeschafft zu werden. Das hätte fatale Folgen. Holzenergieanlagen mit Wärmenetzen blieben bei der Anrechnung von CO2-Einsparungen unberücksichtigt und es droht sogar die Belegung des Waldholzes mit einer CO2-Steuer. Dagegen wenden sich Waldbesitzer aus der gesamten EU mit ihrem massiven Protest:

Sehr geehrte Damen und Herren,
seit dem 1.1.2022 wird die RED II-Richtlinie mit dem neu eingeführten risikobasierten Ansatz umgesetzt. Eine Evaluierung hierzu gibt es noch nicht. Dennoch wurden von der Europäischen Kommission mit der Veröffentlichung des RED III Vorschlags weitere Verschärfungen vorgelegt und vom Europäischen Parlament neue Benachteiligungen für Waldbesitzende beschlossen.
Die unterzeichnenden Organisationen des deutschen Kleinprivatwaldes protestieren nachdrücklich gegen die Diskriminierung von primärer holzartiger Biomasse als nicht erneuerbare und nicht förderfähige Energiequelle. Die im Parlamentsbeschluss vorgesehene Stufenlösung zum Auslaufen der Anrechenbarkeit ist grundsätzlich nicht akzeptabel und in der Praxis nicht handhabbar.
Die pauschale Abqualifizierung von primärer holzartiger Biomasse als Rohstoff zweiter Klasse, deren Einordung als erneuerbare Energie sukzessive wegfallen soll, hat weitreichende Folgen. In den Mitgliedstaaten wird damit der Weg geebnet für CO2–Abgaben auf Brennholz und für das endgültige Aus zu dem Zeitpunkt, wenn nur noch erneuerbare Energieträger erlaubt sein werden. Diese Konsequenzen wären nicht nur klimapolitisch kontraproduktiv, sondern würden besonders die vielen kleineren Waldbesitzenden wirtschaftlich hart treffen. Geringwertige Holzsortimente der Waldpflege sind meistens nur in den regionalen Energieholzmärkten zu verwerten. Verbleiben große Mengen geringwertiger Biomasse im Wald würden sich in vielen Regionen der EU die CO2-Emissionen durch natürliche Zersetzung verstärken. Diese kalte Verbrennung von Waldbiomasse ersetzt keine fossilen Rohstoffe, wäre ein massiver Rückschritt für den Klimaschutz und richtet sich gegen die Ziele des Green Deals.
Die langfristigen Folgen einer Aberkennung von Waldholz als erneuerbare Energie und die Schlechterstellung gegenüber anderer holziger Biomasse auf den Märkten, reduziert die wirtschaftliche Fähigkeit der Waldbesitzenden in den Waldumbau zu investieren. Es beschädigt die dezentrale Energieversorgung mit erneuerbaren Ressourcen und behindert den Baumartenwechsel in Richtung wärmetoleranter Arten.
Die mehr als 250.000 Mitglieder der unterzeichnenden Organisationen, die mehr als 2,4 Mio ha bewirtschaften, und sich sowohl für besseren Klimaschutz als auch den Erhalt unserer europäischen Wälder einsetzen, wenden sich gegen eine Politik, deren einseitige Begründungen aus fragwürdigen Kampagnen stammen.
Im Sinne des Green Deals fordern wir Sie nachdrücklich auf, in der Erneuerbaren Energien-Richtlinie auf die Einführung der neuen Kategorie Primärbiomasse mit all ihren schädlichen Folgen für das Klima, die dezentrale Energieversorgung und die sozio-ökonomische Stabilität im ländlichen Raum zu verzichten.

Mit freundlichen Grüßen


Prof. Dr. Andreas Bitter
Präsident AGDW – Die Waldeigentümer

 

Stimmen aus der Praxis zu den Auswirkungen von RED III auf den ländlichen Raum:

Volker Schulte, Geschäftsführer bei der Forstbetriebsgemeinschaft Celler Land:

„Alle fordern die Energiewende, weg von den fossilen Energieträgen. Alle fordern Versorgungssicherheit: weg von russischem Gas. Und dann das: Waldholz, gespeicherte Sonnenenergie, soll kein erneuerbarer Energieträger mehr sein!? Unsere Mitglieder reagieren mit Empörung und Kopfschütteln, wenn wir ihnen diese Pläne zu RED III vorstellen. Auch weil Brennholz durch die Möglichkeiten, selber Hand anzulegen, eine noch bezahlbare Energiequelle ist. Damit sind diese Pläne nicht nur fachlich verquer, sondern auch unsozial.“

Dr. Marie-Luise Rottmann-Meyer, Geschäftsführerin des 3N Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e. V.:

„2021 waren in Niedersachsen 1,2 Mio. Holzfeuerungen in Betrieb und leisteten mit 58 % den größten Beitrag zur Wärmeerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen.
Die Emissionsbilanz zeigt eine Senkung des Kohlendioxidausstoßes um jährlich 2,52 Mio. t und eine kontinuierliche Verringerung der Staubemissionen durch die Erneuerung des Anlagenbestands, was bis 2025 vollständig erfolgen wird. Schon heute liegen die Werte der Pellet-Feuerungen und Holzhackschnitzelanlagen mit 15 mg/m³ nur noch bei einem Zehntel der Werte von 2009.
Aktuell versorgen 33.258 Pellet-Feuerungen und 3.057 Holzhackschnitzelkessel kommunale, gewerbliche und private Wärmenetze oder größere Liegenschaften, vorwiegend im Altbaubereich, durch die Nutzung von regionalem nachhaltig erzeugtem Waldholz, anfallender Gehölzbiomasse aus Landschaftspflege, kommunalem Gehölzschnitt oder Sägeresten. In Niedersachsen sind ferner 1.213.173 Scheitholz-Feuerungen in Betrieb.
Das zeigt die Untersuchung „Holzenergie in Niedersachsen 2021“, die vom 3N-Kompetenzzentrum Niedersachsen Netzwerk Nachwachsende Rohstoffe und Bioökonomie e.V. und dem Landesinnungsverband für das Schornsteinfegerhandwerk Niedersachsen (LIV) im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz durchgeführt wurde.
Die in der RED III Novellierung vorgesehene Einstufung der „Primären Holzbiomasse“ als nicht erneuerbare Energie ist in der jetzigen Form inakzeptabel und Bedarf zwingend einer Änderung, um nicht die regionale energetische Nutzung von Waldholz oder Gehölzschnitt zu gefährden, was für Forstbetriebe, Kommunen mit regionalen Nahwärmekonzepten und für alle Holz-Feuerungsanlagenbetreiber in Niedersachsen drastische Folgen hätte.“

Dr. Maurice Strunk, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft forstwirtschaftlicher Lohnunternehmer Niedersachsen e. V.:

„Die geplante Diskreditierung von Waldholz durch die RED III-Richtlinie zeigt einmal mehr, dass es maßgeblichen Gruppierungen und einigen politischen Entscheidungsträgern nicht um effektiven und effizienten Naturschutz oder wirksamen Klimaschutz geht, sondern um eine Diffamierung und zunehmende Erschwerung der Waldbewirtschaftung und Holznutzung, oft getarnt als vermeintlich gesellschaftliches Interesse.
Die Verbände der Landnutzer müssen diesen Tendenzen entschlossen entgegentreten. Und Waldbesitzer sollten sorgsam abwägen, ob sie über vermeintlich leicht überwindbare Stöckchen springen, die ihnen in diesem Zusammenhang ggf. durch Entschädigungen und Subventionen hingehalten werden.“

Stand: 07. Februar 2023

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